Wie der Handballsport unter Corona leidet
  10.11.2020 •     Bezirk Rhein-Neckar-Tauber


Die Klubs hängen in der Luft – Eine Zwischenbilanz

Heidelberg. (bz) Es herrscht wieder Ebbe im Mannschaftssport. Mindestens bis Ende des Jahres ruht der Spielbetrieb im Badischen Handball-Verband, was die Vereine wie im Frühjahr erneut dazu zwingt, über soziale Medien den Kontakt innerhalb ihrer Klubs und Mannschaften zu halten, um die spielfreie Zeit gemeinsam besser überstehen zu können.

Training über Videokonferenzen, individuelle Laufpläne oder einfach nur die Erinnerung an das Verantwortungsbewusstsein eines jeden einzelnen sind die Punkte, die aktuell abgehandelt werden, um die Handballerinnen und Handballer der Region in Form zu halten. „Ich habe den Spielern ein Lauf- und Kräftigungsprogramm mitgegeben“, sagt Michael Peitz, Trainer des Männer-Badenligisten TSG Wiesloch, wie er seine Schützlinge mit sportlichen Aufgaben versorgt. Als Tabellensiebter stehen die Wieslocher mit einem ausgeglichenen Punktekonto da (5:5) und müssten noch 25 Punktspiele in der Saison 2020/21 bestreiten. „Das ist sehr viel, deshalb halte ich alternative Modelle für wichtig und sinnvoll“, glaubt Peitz nicht an eine komplette Runde.

Tabellarisch betrachtet sind die Frauen der TSG Wiesloch besser gestartet. Mit 8:4 Punkten ist die Mannschaft von Frank Gebershagen als Zweiter hinter der bislang tadellosen SG Nußloch (10:0) in die Pause gegangen. „Die vorhandenen Ausarbeitungen und Ressourcen nutzen wir jetzt, um auch in der zweiten Corona-Welle so gut es geht auf einem Fitness-Level zu bleiben“, baut Gerbershagen auf die positiven Erfahrungen, die er während der ersten Unterbrechung im Frühjahr gesammelt hat. Die Spielerinnen haben ein intensives Programm zu absolvieren. Neben zwei Workouts, die über Videokonferenzen durchgeführt werden, runden zwei Läufe die vier Einheiten umfassende Woche ab.

Kaum eine Mannschaft trifft die Zwangspause härter als die Verbandsliga-Männer des TSV Handschuhsheim. Der Spitzenreiter hat alle seine sechs Partien gewonnen, sich dadurch ein kleines Polster auf die Verfolger erarbeitet und gilt als Topfavorit auf den Aufstieg in die Badenliga. „Damit hat, glaube ich, keiner gerechnet, da vor allem das letzte Jahr sehr durchwachsen gewesen ist“, konstatiert Handschuhsheims Trainer Jan Philipps, der hinzufügt „aktuell bremst uns die Unterbrechung aus und wir müssen hochmotiviert bleiben, damit wir im neuen Jahr dort weitermachen können, wo wir aufgehört haben.“

Jeannette Ullrich tut sich schwer damit, die bisherigen Partien einzuordnen. „Ich weiß nicht, ob man die Spielerei bis jetzt Saison nennen kann“, erläutert die Trainerin der Verbandsliga-Frauen der SG Walldorf Astoria. Vier von 26 Begegnungen hat die SG erst absolviert und dabei 3:5 Punkte auf dem Konto.

Sich ständig veränderte Vorgaben kommen unweigerlich dazu. „Kurzfristige Absagen, mal sind Zuschauer erlaubt, dann wieder nicht oder nur Heimzuschauer“, nennt Ullrich weitere unberechenbare Begleitumstände und bedauert gleichzeitigen einen personellen Aderlass, „außerdem gibt es Spielerinnen, die Angst wegen ihren Jobs und der Familie haben und deshalb nicht mehr kommen.“

Ähnliches hat Jonas Kari beobachtet. „Unser Auftakt ist bedingt durch zu wenig Personal ergebnistechnisch schwach gewesen“, sagt der Trainer des Männer-Landesligisten TSV Germania Malschenberg, „bei eventuellen Symptomen dürfen die Jungs nicht trainieren, was zu einer geringen Trainingsbeteiligung geführt hat.“

Kari sieht das große Ganze und daher finanzielle Probleme auf die Vereine zukommen. „Die Situation spitzt sich zu und dass kein Training innerhalb einer geschlossenen Gruppe mehr stattfinden darf, ist aus sportlichen und sozialen Aspekten schade und nicht logisch“, bedauert er die erzwungene Pause. Für den Rest der Saison hofft er, „dass es gesundheitlich niemanden hart trifft“, und sportlich verhält es sich für ihn wie für viele seiner Kolleginnen und Kollegen, „aus meiner Sicht kann es keine Wertung geben.“