Mälscher Handballer erhalten Ehrung
  23.06.2023 •     Vereine


50 Jahre nach dem Gewinn der Süddeutschen Feldhandball-Meisterschaft kommt die Mannschaft erneut zusammen

Von Christopher Benz

Malsch. Exakt ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit der TSV Germania Malsch den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte feiern durfte. 1973 errang er die Süddeutsche Meisterschaft im Feldhandball. Grund genug, die alte Erfolgstruppe wieder zusammenzutrommeln und darauf anzustoßen.

Am Abend des 17. Mai war es soweit. In einem Zeltpavillon an der Reblandhalle kamen die ehemaligen Spieler zusammen und im Clubraum konnte jeder noch einmal ins Schwelgen geraten. „Wir haben über einen Kontakt zum SWR einen dreieinhalbminütigen Film besorgt, der damals nach unserer Meisterschaft im Fernsehen gezeigt wurde“, erzählt Günter Trunk. Diesen Film und unzählige Fotos gab es im Clubraum zu bestaunen.

Das Mitglied der Meistermannschaft genoss den Ehrungsabend im Kreis seine ehemaligen Kollegen und erläutert, dass der Erfolg einen langanhaltenden positiven Effekt für den Verein hatte: „Mehr als zehn Spieler von damals sind dem Club in verschiedenen Positionen erhalten geblieben.“

Die anwesenden Spieler von damals erhielten von der Vereinsführung ein Erinnerungsbild sowie ein Weinpräsent. Was den Titel noch besonderer machte, war die Tatsache, dass die Mälscher 1972 als Aufsteiger aus der Oberliga starteten und somit den (vermeintlichen) Durchmarsch bis in die Bundesliga erreichten. Dort hätten sie auch gespielt, wenn nicht just in diesem Jahr der Feldhandball auf Bundesebene abgeschafft geworden wäre.

Das letzte Spiel 1973 fand auf dem Großfeld in Malsch, wo heute die Reblandhalle steht, ausgerechnet gegen den TSV Rot statt und endete mit einem knappen 14:13-Sieg für den Gastgeber. Kurioserweise haben 50 Jahre später beide Vereine gerade ihre erste Runde als Spielgemeinschaft TSV Rot-Malsch absolviert.

Trainiert wurde das fast ausnahmslos aus Mälscher Spielern besetzte Team von Oskar „Ossi“ Roth, der als Spieler selbst mehrfacher Deutscher Meister im Basketball und Handball mit dem USC Heidelberg und der SG Leutershausen geworden war. Er leitete mit ruhiger Hand und väterlicher Autorität eine junge, ehrgeizige Mannschaft, die sich durch großen Zusammenhalt auszeichnete. Heute sind seine Söhne Uli und Michael Roth den meisten besser bekannt. Die beiden waren damals oft dabei, wenn der Vater in Malsch mit der Mannschaft trainierte. Und wenn der Ball nicht im Tor, sondern irgendwo im Grünen dahinter landete, sprintete oft einer der beiden Roth-Zwillinge hinterher, um ihn zu holen.

Außerdem profitierte der TSV von seiner hervorragenden Jugendarbeit. „Dabei hat Roland Förderer eine ganz wichtige Rolle übernommen“, so Trunk, der präzisiert: „Roland war der Initiator für eine systematische Jugendarbeit, die nach und nach Früchte getragen hat.“ Auch Claus Hefner aus Ketsch, der die jungen Wilden aus Malsch von 1968 bis 1970 trainierte, hatte einen großen Anteil an der Entwicklung des Teams.

Weitere wichtige Akteure waren Werner Bujnoch und Hans-Peter Östringer, die zum Beginn der Meistersaison aus der A-Jugend in den Herrenbereich gestoßen sind. Bujnoch war ein legendärer Rückraumschütze und prägender Spieler seiner Generation. „Obwohl er durchaus Angebote von höherklassigen Vereinen hatte, ist er viele Jahre bei uns geblieben“, sagte der heute 73-jährige Trunk.

In einem halben Jahrhundert kann vieles geschehen, deshalb konnte nicht mehr jeder Akteur selbst erscheinen. Vom langjährigen Spielführer Peter Weidner und Torhüter Günter Reichensperger, die leider verstorben sind, wurden die Ehefrauen zum Ehrungsabend eingeladen.

Nach dem offiziellen Teil berichtete Gerhard Weidner, der mit seinen 75 Jahren heute noch als Trainer in der Jugendabteilung aktiv ist, den Anwesenden von der Zeit, als Handball noch auf dem Großfeld gespielt wurde. „Alles war größer: Das Feld, das Tor, der Ball“, sagte er und führte weiter aus: „Harz wurde noch nicht benutzt.“

Es war ein anderer Handballsport als heute. Nicht ganz so schnell, nicht so viele Tore und trotzdem sehr spannend. Gerhard Weidner war bereits 1973 vom SWF interviewt worden und brachte damals zum Ausdruck, wie enttäuschend es war, dass man durch die Änderung der Spielklassen-Einteilung nicht in die Bundesliga aufsteigen konnte. Auch heute klingt das noch ein bisschen nach.