Immer auf Augenhöhe, aber doch einen Schritt hintendran
  25.01.2021 •     Bezirk Rhein-Neckar-Tauber


Die Verantwortlichen verschiedener Klubs mit ihren Einschätzungen zur WM und zum Abschneiden der Nationalmannschaft

Heidelberg. Für das Viertelfinale hat es leider nicht gereicht, was die deutsche Handball-Nationalmannschaft in Ägypten auf die Platte gebracht hat. Die Enttäuschung darüber hält sich in Grenzen, schließlich musste keine andere Nation bei der Veranstaltung auf so viele gestandene Akteure verzichten.

Wir haben mit einigen Vereinsvertretern gesprochen und wollten wissen, wie sie die WM verfolgen, die Leistungen der Nationalmannschaft einordnen und was sie für das heutige Spiel gegen Polen tippen.

Michael Peitz (Trainer des Männer-Badenligisten TSG Wiesloch):

Ich schaue mir auch viele andere Spiele ohne deutsche Beteiligung an, dabei hat mir Frankreich gegen Norwegen (28:24) bislang am besten gefallen. Der sportliche Wert dieser WM ist nach wie vor hoch, auch wenn viele Deutsche ihre Teilnahme abgesagt haben. Ich kann deren Beweggründe dem Turnier fernzubleiben nachvollziehen, verstehe aber auch, dass man solche Turniere braucht, um Handball aktiv im Bewusstsein der Allgemeinheit zu halten.

Mit dem eingespielten Mittelblock des THW Kiel wäre die Nationalmannschaft in den entscheidenden Phasen sicher stabiler gewesen. Irgendwie waren die Jungs immer auf Augenhöhe, am Ende aber doch einen kleinen Schritt hintendran. Gegen Polen rechne ich mit einer nicht mehr ganz so intensiven Partie und glaube an einen knappen Sieg.

Robin Erb (Trainer des Männer-Badenligisten TV Eppelheim):

Ich war skeptisch, ob es sinnvoll ist, so ein Turnier in der aktuellen Zeit durchzuführen. Die Gefahr ein Pandemie-Treiber zu sein, ist bei so einer Veranstaltung nie komplett auszuschließen. Andererseits haben die Ägypter viel dafür getan, dass es während des Turniers zu keinen Ansteckungen kommt. Ich persönlich war dann ebenfalls früh „angefixt“ als es losging und habe bei den deutschen Partien sehr mitgefiebert.

Die Leistung der Nationalmannschaft war beachtenswert. Letztlich hat gegen Ungarn wie gegen Spanien nur ein Quäntchen gefehlt, um etwas Zählbares zu erreichen. Zum Abschluss gegen Polen kann ich mir einen Sieg mit fünf, sechs Toren Unterschied vorstellen.

Marcus Gutsche (Trainer des Frauen-Badenligisten SG Nußloch):

Ich verfolge fast alle Spiele und finde es eine schöne Abwechslung, um aktuell überhaupt mal wieder Bezug zum Handball zu haben. Ob die WM hätte stattfinden sollen, ist ein ganz schwieriges Thema, zumal wir die ganzen Vorsichtsmaßnahmen vor Ort überhaupt nicht kennen können.

Die Leistung der Deutschen fand ich in Ordnung, sie haben das abgerufen, was zu leisten im Stande sind. Gegen Polen wird es ein Spiel auf Augenhöhe und hoffentlich gibt es zum Abschluss einen Sieg für unsere Jungs.

Marc Winterhalder (Trainer des Männer-Verbandsligisten TSV Wieblingen):

Ich sehe die WM sehr zwiegespalten. Der Sport braucht zum einen die mediale Aufmerksamkeit, andererseits finde ich es kritisch, da die Infektionsgefahr während des Turniers gegeben ist.

Der sportliche Wert muss hinterfragt werden, wenn man bedenkt, dass neun Spieler der Nationalmannschaft gefehlt haben. Die Leistungen der Mannschaft waren insgesamt durchwachsen, im Angriff haben sie stabil agiert, dagegen hat man die größten Nachteile in der Abwehr gesehen. Gegen Polen glaube ich an einen Sieg mit vier, fünf Toren Vorsprung.

Wolfgang Hell (Trainer des Frauen-Landesligisten SG Bammental-Mückenloch):

Bis auf die Spiele um 15.30 Uhr habe ich mir alle Partien der WM angeschaut. Für die Austragung des Turniers habe ich Verständnis und finde es auch gut, da sich die Gegebenheiten vor Ort in der Blase steuern lassen und es für unseren Sport sehr wichtig ist.

Unsere Nationalmannschaft hat in Anbetracht der zahlreichen personellen Absagen eine ordentliche Leistung auf die Platte gebracht, womit man zufrieden sein darf. Richtig einordnen werden wir das noch besser können, wenn wir sehen, wie weit Ungarn und Spanien im Wettbewerb kommen. Ein Sieg heute Abend gegen Polen würde das positive Gefühl verstärken. Mein Tipp ist ein 28:25-Erfolg.