Durchhalten, bis sie wieder dürfen
  10.11.2020 •     Bezirk Rhein-Neckar-Tauber


So nehmen der TV Sinsheim und der TSV Phönix Steinsfurt die erneute Handball-Zwangspause wahr

Sinsheim. (bz) Nach sechs Monaten Zwangspause durften die Handballerinnen und Handballer sechs Wochen ihrer Leidenschaft im Spielbetrieb nachgehen. Vor zwei Wochen fanden die letzten Punktspiele der aktuellen Runde statt. Vorerst jedenfalls, wie das Präsidium des Badischen Handball-Verbands am 27. Oktober entschieden hat.

Konkret bedeutet das: Bis zum 31. Dezember ist die Saison unterbrochen. Bis dahin wird es keinen Spielbetrieb und auch keine Freundschaftsspiele bei den Männern, Frauen und Jugendlichen von der Badenliga abwärts geben. „Aufgrund der neuen Gegebenheiten und des exponentiellen Anstiegs der Infektionszahlen haben wir uns im Präsidium einstimmig gegen die Möglichkeit zur Durchführung des Spielbetriebs entschieden“, sagte BHV-Präsident Peter Knapp nach der Präsidiumsentscheidung.

Wie es Anfang 2021 weitergeht, oder eben nicht, ist die große Frage, die die Klubs derzeit beschäftigt. „Im Erwachsenenbereich haben wir uns bereits gedacht, dass die Runde wohl nicht beendet werden kann, daher wollten wir diese Saison nutzen, um uns in den Klassen zu etablieren und für die Saison 2021/22 einzuspielen“, erläutert Michael Burkhardt, der Abteilungsleiter des TV Sinsheim. Dessen erste Mannschaft der Frauen und Männer treten dieses Jahr beide in der 2. Bezirksliga an. Die bislang absolvierten Partien bilden gerade einmal einen Bruchteil der Saison ab. Die Männer haben vier von 24 Partien gespielt (je zwei Siege und Niederlagen) und die Frauen zwei von 14 Begegnungen (je ein Sieg und eine Niederlage).

Im Jugendbereich gestaltet sich die Lage ein wenig anders beim TV. Die Vorzeige-Mannschaft des Vereins ist die weibliche B-Jugend, die in der Badenliga um den Aufstieg mitspielt. „Hier trifft uns die Unterbrechung besonders schlimm, da uns jetzt natürlich die Grundlage fehlt, um uns wichtige Punkte zu sichern“, sagt Burkhardt, der gute Chancen sieht, „dass sich die Mannschaft mit einem Aufstieg für die höchste deutsche Klasse in diesem Altersbereich qualifizieren würde.“ Ähnlich verhält es sich bei der weiblichen C-Jugend, die in der Badenliga ebenfalls vorne mit dabei ist. „In beiden Mannschaften findet momentan ein Videotraining statt“, verrät Burkhard, „außerdem hat jede Spielerin einen individuellen Trainingsplan erhalten, um sich in Form zu halten.“ Die Trainerinnen und Trainer sind mit ihren Mannschaften und deren Eltern in Kontakt und tauschen sich über die aktuelle Situation aus.

„Im Erwachsenenbereich würde ich die Saison so gut wie möglich beenden, jedoch keine Wertung vornehmen und die Runde im nächsten Jahr wiederholen“, sieht Burkhardt die Möglichkeiten nicht gegeben, um die Spielbetrieb wie geplant zu beenden.

Für den Kinder-Handball bis zur D-Jugend schlägt der Sinsheimer Abteilungsleiter eine Art Turniermodus vor, damit die Kinder wenigstens an ein paar Wochenenden spielen können: „Damit hätte die Jugend zumindest ein wenig die Möglichkeit mal wieder den Handballsport auszuüben und die Lust daran nicht zu verlieren.“

Am Samstag um 18.15 Uhr denken die Sinsheimer Handballer wie die Kollegen aus Steinsfurt vermutlich wehmütig an das, was um diese Uhrzeit beginnen würde. Die Kreisstädter hätten um diese Uhrzeit den Ortsteil-Rivalen zum traditionell hart umkämpften Derby in der Gymnasiumhalle empfangen.

Sollte die aktuelle Runde abgebrochen und nicht gewertet werden, würde der TSV Phönix Steinsfurt mit seiner ersten Männer-Mannschaft sportlich davon profitieren. Als Schlusslicht der 2. Bezirksliga kämpft die extrem junge Truppe von Beginn an gegen den Abstieg. „Das wussten wir von vorneherein und außerdem haben die Jungs ein paar Spiele sehr unglücklich verloren“, zieht TSV-Abteilungsleiter Stephan Ludwig ein Zwischenfazit nach den ersten vier Partien.

Während es bei den Männern durchwachsen läuft, sind die Frauen furios gestartet und haben ihre vier Begegnungen allesamt gewonnen. „Sie spielen bis dato eine tolle Runde, leider gilt es jedoch vier Minuspunkte wegen des nicht erfüllten Schiedsrichtersolls zu kompensieren“, bedauert Ludwig diesen womöglich entscheidenden Nachteil im Aufstiegskampf für die Sieben von Trainer Jürgen Frank.

Eine bis zum Schluss durchgespielte Runde sieht Ludwig wie sein Sinsheimer Kollege Burkhardt als unrealistisch an: „Wenn wir wieder dürfen, könnte man eine verkürzte Saison durchziehen, indem die oben platzierten Teams um den Aufstieg und die unten platzierten Teams gegen den Abstieg spielen“, schlägt Ludwig ein alternatives Spielmodell vor. Die jetzige Pause hält er für sinnvoll angesichts der Pandemie-Situation, „aber es ist für den Handball- und den Mannschaftsport allgemein einfach sehr schade.“