Bärmann-Brüder steigen in Bundesliga-Kader auf
  13.07.2023 •     Verband


Geschwister-Paar aus Graben-Neudorf pfeift 2023/24 in der Frauen-Bundesliga und der 2. Liga der Männer

Karlsruhe. (bz) Ein reibungsloses Zusammenspiel ist die Grundvoraussetzung, um schnelle und richtige Entscheidungen zu treffen. Für Handballschiedsrichter ist das nichts Neues, sie haben eine sehr knifflige Aufgabe und stehen häufig im Fokus. Nico und Leon Bärmann tun das seit acht Jahren gemeinsam, die beiden Graben-Neudorfer haben einen beeindruckenden Aufstieg hingelegt und gehören in der kommenden Saison 2023/24 dem Bundesligakader an. Sie dürfen bis zur Bundesliga der Frauen und bis zur zweiten Liga der Männer pfeifen.

„Als ich 15 Jahre alt war und als Spieler nicht immer mit den Schiedsrichterleistungen einverstanden gewesen bin, habe ich mir gesagt, dass ich es besser machen will“, sagt Nico, der mit 24 Jahren ein Jahr ältere Bärmann, zu seinem Einstieg. Nachdem der ehemalige Kreisläufer der SG Stutensee auch noch den Zuspruch seines ehemaligen Jugendtrainer Samuel Wilhelm erhalten hat, meldete er sich für einen Schiedsrichterlehrgang an. Im Jahr darauf zog Leon nach und es dauerte nicht lange, ehe die beiden Brüder gemeinsam auftraten. Den Auftakt bildeten Spiele im heimischen Karlsruher Kreis. Dort machten sie ihre Sache so gut, dass es schnell nach „oben“ ging. 2018/19 leiteten sie auf BHV-Ebene Partien und 2019/20 bereits in der BWOL und Junioren-Bundesliga.

Mit dem sportlichen Aufstieg vergrößerte sich der Aufwand. Lange Anfahrtswege bedeuten viel Freizeit, die dafür geopfert wird. „Beruf, Handball und Freundin“, nennen die Bärmanns unisono ihre Hauptaktivitäten. Wie ähnlich die zwei ticken zeigt auch deren Berufswahl – sie arbeiten beide beim Finanzamt. „Es ist extrem wichtig, dass der Arbeitgeber uns bei unserem Hobby so gut unterstützt“, sagt Leon.

In der vergangenen Runde hatten sie Anfahrtswege bis zu 400 Kilometern einfach pro Begegnung. Ab und an bedeutet das sogar eine Übernachtung, wenn die Spiele beispielsweise samstagabends stattfinden. „Das Wochenende geht dann natürlich komplett für den Handball drauf, aber das ist eben unsere große Leidenschaft“, erläutert Leon.

Nico gibt einen Einblick in so ein Wochenende: „Samstags reisen wir frühzeitig an, damit wir vor dem Spiel das Hotel beziehen und uns vor dem Spiel noch einmal ausruhen können. Das ist sehr wichtig für uns, denn während einer Partie stehen wir verständlicherweise stark unter Strom.“

Dass dann in der Hitze des Gefechts schnell Entscheidungen getroffen werden müssen, ist die Hauptaufgabe von Handballschiedsrichtern. Das erfordert eine große Harmonie zwischen den Gespannen und nicht von ungefähr gibt es reichlich Geschwister-Paare, die im Team pfeifen. „Wir verstehen uns blind und können uns in jeder Situation aufeinander verlassen. Ich glaube, so etwas ist für Geschwister von Natur aus einfacher zu handhaben“, sagt Leon.

Wie man es auch von anderen Sportarten kennt, ist das größte Lob für die Unparteiischen immer, wenn im Nachgang nicht über sie gesprochen wird. Das ist zwar richtig, für die Bärmann-Brüder ist aber noch mehr von Bedeutung. Leon gibt ein Beispiel: „Wir freuen uns über jedes Spiel, bei dem wir im Nachgang mit den Trainern der beiden Teams in Ruhe reden und wir uns gegenseitig sagen können, was gut gewesen ist und was nicht. Davon profitieren letztlich beide Seiten.“

Zur neuen Saison kommt nun also die Frauen-Bundesliga und die 2. Liga der Männer dazu. Außerdem wurden sie in das EHF-Schiedsrichter-Nachwuchsprogramm YRP (Young Referee Programme) aufgenommen. In diesem Zuge werden sie in internationalen Einsätzen an größere Aufgaben herangeführt.

Wie der Weg weitergehen soll, scheint klar. Die beiden schmunzeln bei der Frage, wann sie in die Männer-Bundesliga aufsteigen. „Der Sprung von der zweiten Liga in die erste Bundesliga ist nochmal ein riesengroßer. Da braucht man extrem viel Erfahrung. Wir werden auf jeden Fall weiterhin in jedem Spiel unser Bestes geben“, erklärt Nico.

Was sie trotz ihres schnellen Aufstiegs betonen, ist die Unterstützung für den Heimatverein. „Wir sind sehr glücklich darüber, für unsere SG Graben-Neudorf zu pfeifen und so unseren Beitrag zur Erfüllung des Schiedsrichtersolls beizutragen“, sagt Leon.

Nico und Leon Bärmann sind folglich nicht nur ein positives Beispiel dafür, wie hoch man mit Ehrgeiz und Talent kommen kann, sondern auch für die Basis, an der jede neue Schiedsrichterin und jeder neue Schiedsrichter einen enormen Mehrwert für unseren geliebten Handballsport darstellt.