"Handball ist der schönste Sport der Welt" - 100 Jahre Handball-Abteilung in Sinsheim
Handball - das ist in Sinsheim fast so etwas wie ein geflügeltes Wort, gleichbedeutend für sportliche Erfolge, Gemeinschaftsgeist und Geselligkeit, viele verbinden Jugenderinnerungen mit dem Handball, haben ihr ganzes Leben mit der ganzen Familie im Handball-Umfeld verbracht. Und was wären die Sinsheimer Feste ohne die Handballer, was die diversen Netzwerke? Handball - ohne Zweifel wichtiger Eckpfeiler der Stadtgesellschaft.
Seit 100 Jahren: Doppelt gefeiert hat die Handball-Abteilung des Turnvereins jetzt ihr Jubiläum. Angefangen bei einem Jubiläumstag rund um die Dr.-Sieber-Halle, bei dem sich Alt und Jung an etlichen Spielstationen versuchten, aber auch Preise bei einer Tombola gewinnen konnten. Weiter ging es beim Sektempfang für etliche Ehrengäste, die zum Gala-Abend geladen waren.
Moderiert von Teja Würtele und Laura Olbert, wandte sich die Leiterin der Hand-ball-Abteilung, Aileen Gebhard, an das Publikum: „100 Jahre Leidenschaft, Teamgeist und Erfolg im Handball", würden nun gefeiert und die „starke, lebendige Gemeinschaft, die unseren Verein trägt und prägt“.
Dem gehört auch der Vorstand des Reihener Carneval Vereins an: Robin Schick, dessen Mini-Garde tanzte. Die sportlichen Erfolge können sich sehen lassen, befördert durch die 55 Köpfe starke, überwiegend ehrenamtliche Trainerschaft: Unter anderem wurden die A-Jugend-Mädels des TV Sinsheim gerade zweimal in Folge Badische Meister. „Aber auch alle anderen Jugendmannschaften haben eine grandiose Saison gespielt“, sagte Gebhard, drei weitere Meisterschaftskandidaten gibt es, darunter die auf Meisterkurs an der Tabellenspitze der Bezirksoberliga liegende Erste Damenmannschaft oder die Herren, Tabellenführer in der Bezirksliga. Sinsheimer Handballer sind jetzt auch in einem eigens entwickelten Sticker-Album zum Sammeln verewigt, das es ab sofort im Rewe-Markt von Carsten Rüttinger gibt.
Das Sinsheimer Handball-Kulturgut beeindruckte auch Oberbürgermeister Marco Siesing, der auch die Organisation der Feiern lobte. „Handball ist in Sinsheim ein wahrer Volkssport", sagte Siesing, der Einsatz aller Ehrenamtlichen - besonders in der Jugendarbeit - sei ebenso vorbildlich. Als Dankeschön gab's ein Jubiläums-T-Shirt, auch für Bürgermeister Bernd Kippenhan und die Abteilungsleiterin des städtischen Gebäudemanagements, Karin Blum.
Urgestein im Sinsheimer Handball ist Alexander Hertel, vielen noch als Realschullehrer, aber auch als heutiger Stadtrat bekannt: 25 Jahre lang war er Spieler, 20 Jahre Trainer, Schiedsrichter und Initiator des Förderkreises der Handball-Abteilung im Turnverein Sinsheim - jetzt gab er ein Interview zur Vereinsgeschichte: Selbst Jahrgang 1952, war Hertels 1911 geborener Papa bereits Anfang der 1930-er-Jahre aktiver Handballer gewesen und hatte dem Sohn viel von den Anfängen des Sports in Sinsheim erzählt. Zum Beispiel, dass am Ort der ersten Spielstätte heute die Shell-Tankstelle steht. Erst danach entstand im Wiesental ein Rasenplatz. „Es muss auch eine Damenmannschaft gegeben haben“, sagte Hertel und beschrieb auch die Regeln des Feldhandballs. „Als ich 1967 begonnen habe, gab es keine Hallen" , blickte er zurück und ging auch auf die unterschiedlichen Regeln von Feld- und Hallenhandball ein. Applaus gab's für dessen ersten Trainer Gunter Bernstorf.
Auch legendäre Freizeiten und Reisen wurden erwähnt - etwa 1976 nach Oslo, wo die damalige A-Jugend gegen den angetrunkenen finnischen B-Jugend-Meister haushoch verlor. In Barcelona wurde stattdessen auf einer Hotelzimmertür gesurft und der Abschlussball des Tanzkurses mit blutigem Oberschenkel absolviert, abgeschürft auf dem damaligen Schlackeplatz.
Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt in Amt und Würden gratulierte der stellvertretende Vorsitzende des Bezirks Rhein-Neckar-Tauber im Badischen Handball-Verband, Jürgen Brachmann, zum runden Jubiläum. Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen empfahl er, neue Formen der Beteiligung zu entwickeln, flexiblere Engagement-Modelle anzubieten, die Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit zu stärken, die Motivation durch eine Anerkennungs-kultur, Fortbildungen und kleinere materielle Anreize zu erhöhen. Zum Schluss kündigte er an, dass der bald entstehende Baden-Württembergische Handball-Verband die Weiterentwicklung des Handballs bundesweit wesentlich mit-gestalten wolle. Als Jubiläumsgeschenk übergab Brachmann einen Umschlag und drei Handbälle in verschiedenen Größen.
Außerdem gab es Ehrennadeln in Silber für Michael Burkhardt, Carsten Dederer, Volker Gmelin, Nina Neumann, Isabel Saupe, Bärbel Scholl und eine Ehrennadel in Gold für Ralf Nauß.
„Vielen Dank, dass ihr uns eingeladen habt und so ein tolles Fest für uns organisiert habt", freute sich Michael Burkhardt, der Vorsitzende des Gesamtvereins, und er stellte klar: „Wir sind viel, viel mehr als ein Verein oder eine Abteilung. Wir sind eine Familie." Er hätte der letzte Redner des Abends sein sollen, doch Laura Olbert musste noch was loswerden: „Handball ist der schönste Sport der Welt.“
Quelle: Alexander Becker und Tim Kegel