BHV Special 04/20 - Wir fragen Kevin Gerwin

  23.03.2020    BHV-Verband BHV Special
Wir haben Kevin Gerwin gefragt wie man Hallensprecher wird, wie das Verhältnis zu den Spielern ist und wann die Kooperation mit Haribo kommt.

Wir haben Kevin Gerwin gefragt wie man Hallensprecher wird, wie das Verhältnis zu den Spielern ist und wann die Kooperation mit Haribo kommt.

Hallensprecher ist kein alltäglicher Beruf. Wie bist du dazu gekommen?
Ich war früher Stand-Up Comedian und bin dadurch zum Radio gekommen. Darüber habe ich dann die Möglichkeit bekommen mich bei der BG Karlsruhe als Hallensprecher in der 2. Basketball-Bundesliga auszuprobieren. Das hat mir dann echt Spaß gemacht und alles weitere hat sich dann daraus ergeben.

In jedem Beruf muss man bestimmte Fähigkeiten mitbringen. Welche Fähigkeiten machen einen guten Hallensprecher aus?
Puh, da müsst ihr einen guten Hallensprecher fragen. Ich glaube man muss eine gute Balance zwischen Begeisterung, also dem „Fan sein“ und der nötigen Ernsthaftigkeit schaffen muss. Wenn man dann noch authentisch ist und im besten Fall liebt was man da macht, dann sind die Chancen hoch, dass man das dann auch mit Erfolg macht. Das Wichtigste ist in meine Augen eine gewisse Präsenz. Wenn man da nicht auch ein bisschen Rampensau ist, wird’s nicht klappen.

Du warst in der Vergangenheit nicht nur für einen Verein, sondern auch für den DHB als Hallensprecher aktiv. Was war der beeindruckenste Moment, an den du gerne zurückdenkst?
Ganz klar die Handball WM im eigenen Land 2019, bei der ich alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft begleiten durfte. Speziell die Spiele in der ausverkauften Kölner Lanxess-Arena werden mir immer im Kopf bleiben. Eine brutale Stimmung von knapp 20.000 kompleztt euphorisierten Fans. Das war ein Erlebnis, bei dem mir relativ schnell klar war, dass ich das nicht mehr so oft in meinem Leben haben werde. Das war aber auch eine sehr anstrengende Phase. Ich habe in den 17 Tagen insgesamt 27 Spiele moderiert. Da war zum Ende hin nicht mehr so viel Stimme vorhanden. Heute kann ich aber auch sagen, dass jedes Länderspiel etwas besonderes ist. Das wird wohl nie alltäglich für den DHB tätig sein zu dürfen.

Was ist für dich das Tollste an deinem Beruf? Wieso ist er für dich einzigartig?
Das ich fast immer ausschlafen kann. Nein Spaß beiseite. Ich bin zwar tatsächlich ein schlimmer Morgenmuffel, weshalb ich das schon genieße nicht um 8 Uhr bei meinem Arbeitgeber auf der Matte stehen zu müssen, aber es ist natürlich nicht das Tollste daran. Das Beste ist, mit seiner größten Passion Geld verdienen zu können. Das man sein Hobby zum Beruf gemacht hat und man immer wieder tolle Abenteuer erlebt und auch coole Menschen kennenlernt, die man sonst nur aus den Medien kennt.

Andy Schmid und Co. erzählen, dass sie ab und zu auf der Straße angesprochen werden. Wie ist das bei dir? Wirst du auf der Straße öfters angesprochen und wenn ja, wie ist das für dich?
Das ist mittlerweile schon auch ein bisschen Alltag geworden und das ist auch ok für mich. Die meisten Menschen, die einen dann ansprechen und mal ein Bild oder so machen wollen sind dann auch sehr höflich und man kommt kurz ins Gespräch. Sowas gehört dazu, wenn man ein Stück weit in der Öffentlichkeit steht. Bei den Handballern wie Andy Schmid und Jannik Kohlbacher ist das natürlich nochmal eine Nummer krasser. Da kann ich mir schon vorstellen, dass man auch einfach mal in Ruhe shoppen gehen will ohne jedes Mal angesprochen zu werden.

Stadionsprecher beim Fußball, Hallensprecher im Basketball, selbst im Fernsehen warst du schon. Wie bist du bei den Rhein-Neckar-Löwen gelandet?
Die Löwen haben damals spitz gekriegt, dass es da so nen Verrückten beim Karlsruher Basketball gibt und sind mit 2-3 Leuten mal zu einem Spiel gekommen. Die fanden meine Art gut und wir haben uns dann darauf geeinigt, dass ich mal ein Testspiel mache und wir dann sehen, ob das zueinander passt. Der Rest ist ja bekannt. Es hat ganz gut gepasst und das tut es bis heute.

In der SAP Arena bist du kaum auf dem Sitz zu halten. Du bist oftmals der achte Mann auf dem Feld. Wie sehr fiebert man selbst bei den Spielen mit?
Ich fiebere extrem mit. Wenn man mit seinem Verein schon die größten Titel feiern durfte, dann wird das auch so eine gewisse Sucht so etwas mehrfach erleben zu wollen. Ich bin mittlerweile ein glühender Fan der Rhein Neckar Löwen und deshalb gebe ich bei den Heimspielen auch immer alles um die Zuschauer bei der Stange zu halten. Die Unterstützung von den Rängen ist für die Spieler extrem wichtig.

Du bist immer wieder mit den Spielern unterwegs. Wie nah stehst du ihnen?
Mit dem Ein oder Anderen hat sich schon eine sehr vertrauensvolle Basis entwickelt. Es gibt sogar ein paar Spieler, die ich zu meinen engsten Freunden zähle. Das ist natürlich ein positiver Nebeneffekt, dass man in dem Job unheimlich coole Charaktere kennenlernt. Der gegenseitige Respekt ist da schon sehr hoch und darüber freue ich mich sehr. Mit Jannik Kohlbacher schaue ich zum Beispiel unheimlich gerne American Football. Das ist schon so ein bisschen unser gemeinsames Hobby.

Wie oben schon angesprochen, bist du nicht nur als Hallensprecher tätig. Was kommentierst du am liebsten und warum?
Ich moderiere parallel noch Liveübertragungen bei Magenta Sport (Basketball und 3. Fußball Liga) und auch schonmal im Unterhaltungssektor bei RTL, ProSieben, etc. Die Fernsehwelt macht mir da schon auch am meisten Spaß. Ich war zuletzt mal zu Gast bei Genial Daneben – Das Quiz, das war schon sehr cool und bisher definitiv eines meiner Highlights. Was das kommentieren im speziellen angeht, war „Wollen wir wetten?!? – Bülent gegen Chris“ bisher mein Highlight. Eine Samstagabend-Liveshow bei RTL war damals etwas ganz Besonderes für mich und vor allem auch eine ganz spannende neue Erfahrung.

Man sieht auf deinen öffentlichen Kanälen, dass man dich auch ab und an als Zuschauer in den Hallen antreffen kann. Achtest du besonders auf andere Hallensprecher, wenn du als Fan in der Halle bist?
Nein eigentlich gar nicht. Ich glaube, das würde mir dann auch den Spaß an dem jeweiligen Spiel nehmen. Da versuche ich schon meinen Beruf vor der Hallentür abzugeben und auch einfach mal Zuschauer zu sein.

Du bekommst mehrere Kilo Gummibärchen von den Fans vor jedem Spiel. Wie kam es dazu und wann kommt endlich die Kooperation mit Haribo?
Ich hab tatsächlich mal von Haribo einen 5kg-Karton geschickt bekommen mit einem Dankesbrief, dass ich so viel Werbung für Haribo mache. Darüber habe ich mich auch sehr gefreut. Ich glaube eine Kooperation waäre für mein Körpergewicht noch schlechter, als die ganzen Haribo-Rationen jetzt eh schon sind. Ich muss dringend mal wieder mehr Sport machen. Es sieht bestimmt uncool aus, wenn man irgendwann neben dem Spielfeld in der SAP-Arena herrollt. :-D