Erb macht seinen Jungs Komplimente
  18.09.2020 •     Bezirk Rhein-Neckar-Tauber


Handball-Badenliga Männer: „Sie haben sich über die Pause gut in Form gehalten“, sagt der Trainer des TV Eppelheim

Eppelheim. (bz) Als Abbruch-Meister der Verbandsliga dürfen die Männer des TV Eppelheim in der neuen Saison in der Badenliga an den Start gehen. Wir haben im Vorfeld des Auftakts am Sonntag gegen die TSG Wiesloch mit dem TVE-Trainer Robin Erb über den bevorstehenden Start, seine Erfahrungen über die Corona-Pause und das Hygienekonzept des Vereins gesprochen.

Herr Erb, Ihre Mannschaft wurde nach dem Abbruch der vergangenen Runde zum Verbandsliga-Meister ernannt. Wie fiel denn die Feier unter diesen besonderen Begleitumständen aus?

Robin Erb: Leider entsprechend der Situation sehr verhalten, zumal direkt nach Abbruch gar nicht klar gewesen ist, wie es weitergeht und die Runde gewertet wird. Das ist auch wirklich der kleine Wermutstropfen, der sich mit diesem Erfolg verbindet, denn eigentlich ist ja so eine spontane Meisterfeier etwas, das sehr emotional abläuft und an das man sich noch jahrelang erinnert. Das tut mir auch wirklich leid für die Jungs, dass ihnen das verwehrt blieb, aber wir sind natürlich trotzdem stolz auf das Geleistete. Letztlich blieb es bei einem Meister-Mannschaftsessen und der Ankündigung, dass Dome Sommer das Team mal zur Poolparty im familiären Garten einladen wird. Aber ob wir darauf in diesem Jahr noch zurückkommen, wage ich mal zu bezweifeln.

Nach einem halben Jahr Pause ohne Pflichtspiel ist die Vorfreude sicher überall groß, wieder richtig spielen zu dürfen. Wie schlimm war es für Sie in dieser Zeit nicht mit der Mannschaft in der Kabine und auf der Platte gewesen zu sein?

Ich muss sagen, dass nach der ersten Enttäuschung über die Unterbrechung und dann den Abbruch der Saison wie nach jedem Rundenende auch die Zeit kam, in der ich es angenehm fand etwas vom Handball abschalten und mehr Zeit für die Familie haben zu können – der Takt der Runde ist ja doch ein enger. Doch klar, spätestens ab Mai hat es dann schon wieder angefangen zu kribbeln und als dann klar war, dass wir in die Badenliga aufsteigen, kam die Vorfreude richtig auf. Wir haben ziemlich schnell, als es wieder erlaubt gewesen ist, mit dem Training mit Abstand begonnen, ein Dank geht hier auch an die Stadt Eppelheim, die uns das ermöglicht hat. Und dann war natürlich die Hoffnung groß, dass die Spielzeit auch wirklich starten wird – und das tut sie ja jetzt glücklicherweise auch.

Wie wirken sich die Corona-Beschränkungen auf den TV Eppelheim aus? Was gibt es bei den Heimspielen zu beachten und wie viele Zuschauer dürfen maximal in die Halle?

Natürlich nehmen wir die Situation weiterhin ernst und wollen sowohl die Menschen in unserer Abteilung als auch mögliche Zuschauer keiner größeren Gefahr aussetzen, gleichzeitig war es uns aber auch wichtig, dass wir Besuchern bei unseren Heimspielen Zutritt gewähren können, gerade da wir jetzt in der Badenliga an den Start gehen. Daher hat sich wie in vielen anderen Vereinen ein tapferes Grüppchen zusammengetan und ein Hygienekonzept entwickelt, von dem wir optimistisch sind, dass die Stadt diesem zustimmen kann.

Wir werden wohl rund 150 Zuschauern den Besuch der Senioren-Spiele ermöglichen können, vorerst werden wir jedoch, wie es auch der BHV als Möglichkeit vorsieht, die Fans der Gäste bitten den Spielen bei uns fernzubleiben, damit hier keine Durchmischung stattfindet und wir zunächst sehen können, wie sich unser Konzept etabliert. Ansonsten ist natürlich ein Hinterlassen der Kontaktdaten, wie man es inzwischen von Restaurantbesuchen kennt, nötig, wenn ein TVE-Spiel besucht wird.

Am Sonntag eröffnen Sie die Runde gegen die TSG Wiesloch. Was für eine Partie erwarten Sie und wie fällt Ihr Fazit zur Vorbereitung aus?

Wir freuen uns sehr auf die Partie. Wiesloch ist natürlich gleich ein sehr etablierter und erfahrener Badenligist und letztlich ist es für uns schwer unsere Leistungsfähigkeit im Vergleich zu solch einem Kaliber einzuschätzen. Wir kennen unseren Gegner nicht so wirklich, allerdings dürfte es Wiesloch ähnlich gehen, von daher liegt der Fokus der Vorbereitung vor allem auf uns und unseren Stärken. Ich bin mir allerdings sicher, dass es wichtig sein wird einen guten Start ins Spiel hinzubekommen, um es möglichst lange offen gestalten zu können.

Leider lag da genau unser Problem bei den Vorbereitungsspielen, wir haben oft ein Weilchen gebraucht, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Ansonsten lief die Vorbereitung nicht gänzlich optimal, nach einem ganz guten Restart Ende Juni waren einige Stammkräfte noch bis in den September hinein im Urlaub, dass wir uns erst in den letzten beiden Wochen vor dem Saisonstart wieder gemeinsam fokussieren konnten. Mal sehen, ob wir unseren ersten Kontrahenten trotzdem ein bisschen ärgern können.

Was hat sich innerhalb der Mannschaft getan über die lange Sommerpause?

Naja, ich hatte schon etwas Sorge, dass Form und Fitness über die lange trainingsfreie Zeit etwas gelitten haben, aber da muss ich den Jungs ein Kompliment machen. Die meisten hatten sich gut gehalten. Und auch sonst hat die Truppe ihren guten Teamgeist, der sie besonders auszeichnet, nicht verloren, wir haben zudem einen guten Mix zwischen Jung und Alt. Mit Christopher Föhr, den wir in der letzten Runde aufgrund seiner Knieverletzung verloren haben und der inzwischen seine Karriere beendet hat, haben wir zwar eine absolute Führungsfigur verloren, mit Mirko Hess, Philipp Stotz und Dominik Sommer sowie nicht zuletzt unserem Oldie Sebastian Scheffzek haben wir aber wichtige Säulen, die weiterhin vorangehen werden.

Dass sich die meisten irgendwann ihren wohlverdienten Urlaub gegönnt haben und das im Sinne der Trainingsgestaltung nicht immer optimal war, habe ich schon angedeutet. Ansonsten haben mein Trainierkollege Sebastian Dürr und ich schon den Eindruck, dass alle Jungs jetzt wieder große Lust haben am Wochenende die Handballhallen der Region unsicher zu machen.

In der Badenliga warten einige spannende Derbies auf Ihre Mannschaft. Ist das die interessanteste Liga für den TV? Und auf welches Derby freuen Sie sich am meisten?

Die Badenliga ist tatsächlich eine äußerst attraktive Liga, in der hochklassiger Handball geboten wird und in der sich gleichzeitig die Fahrtzeiten im Rahmen halten. Ich persönlich hätte gerne auch mal mit dem TVE dort gespielt, das hätte mich sehr gereizt, leider haben wir den Sprung damals verpasst, als wir kurz davor waren. Da bin ich schon ein bisschen neidisch auf die Truppe. Insofern ja, ich glaube es gibt keine Liga, die unserem Verein, der seinen Spielern kein Geld bezahlen kann, mehr bieten könnte.

Ganz besonders freuen wir uns natürlich auf das direkte Nachbarschaftsderby mit Plankstadt. Die Spieler kennen sich untereinander ziemlich gut, meinen Trainerkollegen Niels Eichhorn schätze ich sehr. Umso höher ist natürlich die sportliche Rivalität in den direkten Duellen, aber das ist genau das, was für mich der regionale Handballsport ausmacht: Man kennt und schätzt sich und freut sich auf den Schlagabtausch, auf dem Spielfeld geht es dann heiß her. Und danach trinkt man zusammen ein Bier und freut sich, wenn hoffentlich alle gesund geblieben sind. Die beiden Duelle mit der TSG werden also sicher ein Highlight werden, auch wenn wir uns ebenso darauf freuen viele Mannschaften neu kennenzulernen, gegen die wir in den letzten Jahren nie gespielt haben – wie z.B. Wiesloch am kommenden Wochenende.

Wen haben Sie für die vorderen Ränge auf dem Favoritenzettel?

Da kann ich wirklich nur spekulieren, ich kenne die Badenliga quasi nur aus der Zeitung und die Infos über die neue Runde liefen zuletzt auch eher spärlich. Wenn ich tippen müsste, würde ich auf Knielingen, Heddesheim oder Heidelsheim tippen, aber das beruht eigentlich einzig auf deren Abschneiden in den vergangenen Jahren.

Welche Art von Handball wollen Sie sehen? Viel Tempo und schnelle Mitte, oder eher detailliert einstudierte Spielzüge?

 

Wie immer ist der Mix aus beidem meistens der Königsweg. Ohne einfache Tore, die ja häufig aus schnellem Umschaltspiel nach vorne resultieren, gewinnt man selten ein Spiel. Wobei ich sagen muss, dass ich schon auch Anhänger von einem strukturiertem Angriffsspiel bin, auch wenn natürlich den Spielern die notwendige Freiheit gelassen werden muss. Wobei bei uns die abgesprochenen Spielzüge in gewissen Maßen Mittel zum Zweck sind, da wir individuell eher nicht über die Qualität anderer Mannschaften verfügen, sodass wir uns unsere Tore oft über ein gutes Zusammenspiel erarbeiten müssen.

Corona wird uns vermutlich noch lange begleiten. Was glauben Sie wie stark uns diese Thematik in der Saison 2020/21 beschäftigt? Werden wir einen normalen Rundenverlauf haben oder droht gar ein erneuter Abbruch?

Gute Frage. Hätten Sie mich vor einem Monat gefragt, wäre ich vielleicht noch pessimistischer gewesen, weil mich die damals wieder stärker steigenden Fallzahlen doch beunruhigt haben. Jetzt scheint sich die Lage stabilisiert zu haben. Ich hoffe natürlich sehr, dass es so bleibt und uns ein erneuter Rückschlag erspart bleibt. An der Stelle natürlich auch ein Dank an alle in den Verbänden, die die Planungen trotz der Unklarheiten vorangetrieben haben. Ich hoffe, wir können die Früchte von deren Arbeit sowie die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen in den Vereinen, die die Hygienepläne mit erstellt haben, ernten. Also, „toi, toi, toi“, dass die Runde den Umständen entsprechend normal ablaufen kann.