BHV Special 05/20 - Wir fragen Peter Knapp
  04.05.2020 •     BHV-Verband , BHV Special


Jeder kennt unseren Präsidenten Peter Knapp. Doch kennt ihr auch seine Aufgaben? Wir haben mit ihm über seine Rolle, Verantwortung und die aktuelle Lage gesprochen.

Seit Juli 2019 bist du im Amt des Präsidenten des Badischen Handball-Verbands. Wie kamst du zu diesem Amt?
Holger Nickert, mein Vorgänger, hatte bereits Ende 2017 bekannt gegeben, dass er nach 13 Amtsjahren beim nächsten Verbandstag (Mai 2019) nicht mehr antreten wolle. Ich wusste, dass ich 2020 in Rente gehen werde, aber noch nicht in „vollen Ruhestand“ gehen will. Habe also die Hand gehoben und Gespräche mit der eingesetzten BHV-Findungskommission geführt. Diese hat mich am VT vorgeschlagen - und so ist es dann gekommen.

Jeder kennt das Amt. Doch was sind die Aufgaben eines Präsidenten?
Die kurze Antwort lautet:  Kommunizieren (informieren - fragen - zuhören), und das nicht wenig.
Ich bin in 12 Gremien/Arbeitsgruppen eingebunden bzw. habe sie zu leiten. Natürlich das BHV-Präsidium, regelmäßige Präsenz auf der Geschäftsstelle, DHB-Bundesrat, Vorstand Handball-BW (mit den AGs  Finanzen, Administration und IT-Plattformen), Sitzungen mit Landessportverband, BSB, Ballspielsymposium, etc.
Darüber hinaus haben wir eingeführt, alle 2 - 3 Wochen einen unserer Vereine vor Ort zu besuchen. Dabei habe ich schon festgestellt, wie unterschiedlich doch die Interessen / Erwartungen der Vereine an den BHV sind (große  vs. kleine;   hoch- vs. niederklassige).
Repräsentationspflichten sind bisher eher weniger auf mich zugekommen; da unterstützt mich auch mein Stellvertreter, Franz Schneider.

Das Amt des Präsidenten ist ein sehr umfangreich und vielseitig. Gibt es Aufgaben die du nicht erwartet hast?
Hatte mich im Vorfeld schon informiert. Aber es ist wahrscheinlich normal, dass man als Interessent erst mal die Schokoladenseite gezeigt bekommt.
Nicht so bewusst war mir, dass ich mit der Amtsübernahme auch den Vorstandsvorsitz von Handball Baden-Württemberg „quasi mitgeerbt“ habe. Ansonsten sind weniger die Aufgaben unerwartet, sondern vielmehr der dafür notwendige Zeitaufwand. 

Es gibt aber auch angenehme Überraschungen :                                                                                                                  
a) die Professionalität und das Engagement der Mitarbeiter/Innen auf der Geschäftsstelle                                          
b) der Teamgeist im Präsidium

Viele Handballer kennen nur den Deutschen Handball Bund und kaum die jeweiligen Landesverbände. Wie sehr überschneiden sich die Tätigkeiten und in welchen Bereiche arbeitet der BHV mit dem DHB zusammen?
Das ist sehr vergleichbar mit der öffentlichen Verwaltung. Braucht man Landkreise und Bundesländer? Oder würden Gemeindeverwaltungen und darüber direkt eine Bundesregierung nicht ausreichen?
Mein bisheriger Eindruck ist, dass, wenn es keine Verbände gäbe,  der DHB  - zwangsläufig und ohne böse Absicht -  das Hauptaugenmerk auf die hochklassigen Ligen und großen Vereine legen würde/müsste. Der Verband ist eher der Interessensvertreter der mittleren und kleineren Vereine.

Der Badische Handballverband versucht immer mehr mit Südbaden und Württemberg zusammen zu arbeiten. Wie läuft die Zusammenarbeit der drei Verbände?
Als Vorstandsvorsitzender von HBW bin ich ja für die gute Zusammenarbeit selbst und direkt verantwortlich. Da treffen dann aus jedem Verband gute und starke Persönlichkeiten aufeinander, die sich „freiwillig arrangieren“ sollen.  Und das läuft erstaunlich gut ! Warum ist das sinnvoll ?

In Baden-Württemberg haben wir unendlich lange Grenzlinien. Und viele Teams, für die ein „grenzüber- schreitender Spielbetrieb“ (insbesondere in Jugendklassen mit wenigen Teams) praktischer wäre. Störend dabei ist, wenn dann Spielklassenbeiträge, Spielformen bei den „Kleinen“, Schiri-Soll-Berechnungen, u.v.m.  unterschiedlich sind.  Daher unser Motto:  „Wir machen die Dinge gleich!“
Und wenn uns dies als erste der künftigen „Förderregionen“ im DHB gut gelingt, dürfen wir vielleicht auf zusätzliche Unterstützung (Ressourcen + Mittel) hoffen.

Die aktuelle Zeit ist für alle Sportarten eine große Herausforderung. Was sind die aktuellen Probleme in der Corona Zeit?
Die erste große Herausforderung war, eine einheitliche und faire Regelung für den Rundenabschluss 2019/20 hinzubekommen. Unser föderales System hat da endlose Abstimmungen erfordert. Dass es über alle Ebenen gelungen ist, macht mich stolz.  Und es ist gut für ganz Handball-Deutschland !

Und jetzt kommen die nächsten großen Fragen auf uns zu :

  • Wann und wie können wir wieder starten ?
  • Wie hoch sind die finanziellen Ausfälle ?
  • Verlieren wir  Teams / Vereine / Kinder und Jugendliche ?

Der Spielbetrieb wurde bekanntlich für beendet erklärt. Wie schwer war diese Entscheidung?
Anfangs wollte keiner wahrhaben, dass dies notwendig sein könnte. Dann hat uns die Realität schnell eingeholt. Und so war es eher „zwangsläufig“ als „schwer“.

Was sind deine Ziele für den BHV in der Zukunft?
Wir wollen weiterhin ein professioneller und effektiver Dienstleister für unsere Vereine sein. Mein Ehrgeiz geht dahin, dass wir die anstehenden Veränderungen mitgestalten, statt Getriebene zu sein.
An Themen, denen wir uns stellen müssen, mangelt es nicht

  • Strukturreform des DHB
  • IT-Plattformen für die Verwaltung und Vermarktung des Spielbetriebs
  • Organisation und Finanzierung des Leistungssports der Jugend
  • Unterstützung bei der Gewinnung und dem Behalten von Mitgliedern
  • Ausreichende Anzahl von Schiedsrichtern